Vom Drunter und Drüber

Auf langen Bahnen aus breitem Transparentpapier, eingefasst in hohe Eisenrahmen, entwickelt die in Gmünd beheimatete Birgit Bachmann in zierlichen Formationen beeindruckende Bleistiftzeichnungen. Wer vermutet, es dabei mit einem Bild zu tun zu haben, das einen, von achtsamen Archäologen freigelegten Kartoffelacker wiedergibt, dürfte nicht ganz fehlgehen.

Es ist wie ein Feld voller Fundstücke, das der näheren Untersuchung harrt. Bachmann zeichnet kleine Erdäpfel in Originalgröße sonder Zahl und verteilt sie gemäß einem gediegenen Konzept über die große Bildfläche. Die Anordnung und Verknüpfung der Knollen in einem verschlungenen Spiel von zarten Sporen verdichtet die Zeichnungen zu reizvollen, wie meisterhaften Kompositionen. Wiewohl jede für sich abgeschlossen, präsentiert Bachmann sie als Inszenierung. Zusammen mit schwebenden kleinen Papierhäuschen, die bewusst Assoziationen zu den fliegenden Samen des Löwenzahns herstellen, thematisieren sie Bodenständigkeit versus Mobilität. Zusätzlich zeigt die Künstlerin mit Buntstiften gefertigte Blätter, die wie Malereien wirken. Fein schraffierte Flächen, vielschichtig angelegt, wirken wie reliefartige Hintergründe. Biologisch anmutende Konstruktionen gliedern den Bildraum und finden durch Zwischenrahmen eine nüchterne Brechung. Morphologien, die in Tiefenstrukturen nach den Ursachen ihrer eigenen Form fahnden. Nach dem Drunter im Drüber oder dem Drüber vom Drunter.

Birgit Bachmann. Alte Burg. Gmünd.
Zu den Öffnungszeiten des Restaurants.
Bis 12. November
Autor: Willi Rainer

Hier finden Sie den Artikel auf der Website der Kleinen Zeitung.

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